Redaktion: Herr Heydeck, Sie organisieren die Bücheraktionen und die Bücherregale der Lions – Können Sie das kurz beschrieben?

M. Heydeck: Wir bitten unsere Mitbürger in der Region um die Überlassung von Büchern, CDs, DVDs usw. Nach Sichtung und Sortierung bieten wir das, was uns gespendet wurde, zum einen in Regalen zum Kauf an.
Zum anderen veranstalten wir mehrfach im Jahr große Bücheraktionen. So waren wir einem  Bücherstand bei der Publica, der Verbrauchermesse in Osterholz-Scharmbeck, und beim Hammefest in Ritterhude vertreten. Leider mussten sie in diesem Jahr wegen Corona ausfallen, weil auch die Veranstaltungen abgesagt wurden. Und seit Beginn unserer Bücheraktion 2007 planen wir wieder unseren großen Bücherbasar in der Riesschule anläßlich des Ritterhuder Weihnachtsmarktes. Bei diesen Bücheraktionen bieten wir die Bücher sortiert nach Sachgebieten an, also „Reisen / Die Welt“, Politik / Geschichte“, „Kochen / Genuss“, „Kinderbücher“, „Kunst“ und natürlich „Romane / Erzählungen“ und viele andere Themen. In den Regalen stehen die Bücher jedoch nicht nach diesen Themen sortiert.

Redaktion: Wo stehen Ihre Bücherregale und wie erfolgt der Verkauf?

M. Heydeck: Derzeit betreiben wir zwei Bücherregale. Ein Regal steht im Edeka-Markt im Lesumpark im Bremen-Lesum. Ein zweites Regal steht im Rewe-Markt in Ritterhude. Das Prinzip des Verkaufs ist ganz einfach. Am Regal befindet sich jeweils eine Kasse. Wir bitten darum, dass für jedes entnommene Buch oder jede CD ein Euro in die Kasse gelegt wird. Dem kommen auch die meisten Besucher unserer Regale nach. Dennoch müssen wir immer wieder feststellen, dass der Betrag in der Kasse nicht dem entspricht, was an Büchern den Regalen entnommen wurde. Schade, die Mitbürger verdrängen einfach, dass wir mit dem Geld Gutes tun wollen. Und sie sind sich nicht im Klaren, dass sie Diebstahl begehen.

Redaktion: Woher kommen die Bücher und müssen die neuwertig sein?

M. Heydeck:
Wie bereits gesagt, kommen die Bücher von unseren Mitbürgern in der Region. Die umfasst im wesentlichen den Landkreis OHZ und Bremen-Nord. Die Bücher müssen nicht neuwertig sein. Sie sollen aber in einem Zustand sein, dass man sie sich selbst auf den Nachttisch legen würde. So müssen wir immer wieder Bücher entsorgen, die lange in einem Raucherhaushalt waren oder die in feuchten Räumen lagerten. Der dadurch entstandene Geruch hält Interessenten einfach ab, ein solches Buch mitzunehmen. Und Bücher aus den 50er, 60er, 70er Jahren finden auch fast keine Abnehmer mehr.

Redaktion: Kann ich auch andere Medien spenden?

M. Heydeck: Selbstverständlich! Alle CDs, DVDs, Hörbücher nehmen wir gern. Es ist schon interessant, wie gerade Musik-CDs aller Musikrichtungen, ob Klassik, Rock, Pop, Jazz, Shanties bis hin zur Volksmusik, die wir in den Regalen anbieten, Abnehmer finden.

Redaktion: Wo lagern Sie die Bücher und gibt es ein Buchverzeichnis?

M. Heydeck: Seit 2008 stellt uns die Bundeswehr in der Lucius-D.-Clay-Kaserne in Garlstedt einen bestens geeigneten Raum zur Verfügung, natürlich mit entsprechender vertraglicher Regelung. Hier können wir sieben Tage in der Woche die uns gespendeten Bücher sortieren, lagern und für den Verkauf bereit stellen. Ein Buchverzeichnis gibt es nicht, da aufgrund der Menge der Bücher, die wir erhalten und die wir lagern, der Arbeitsaufwand nicht vertretbar ist, ein solches Verzeichnis zu erstellen. Derzeit lagern wir rund 15.000 Bücher. Wenn wir allerdings gefragt werden, ob wir Bücher zu einem bestimmten Thema oder von einem bestimmten Schriftsteller haben, sind wir gern bereit, im Lager gezielt danach zu schauen. Meistens finden wir dann auch das gesuchte Buch.

Redaktion: Was war das schönste oder besonderste Buch das Sie gespendet bekommen haben?

M. Heydeck: Es ist unmöglich, die Frage mit „Das war das Buch…“ zu beantworten. Mal ist es das Buch, dessen Lektüre besonders Freude bereitet. Dann sind es immer wieder antiquarisch besonders wertvolle Bücher, die uns zur Verfügung gestellt worden. So erhielten wir gerade „Bremen und seine Bauten 1900“ und „Bremen und seine Bauten 1900 – 1951“. Und manchmal sind auch Büchr aus dem 18. oder 19. Jh. dabei. Solche Kostbarkeiten in der Hand zu halten, macht einfach Freude. Wir überprüfen diese Bücher hinsichtlich ihres antiquarischen Wertes und hoffen, mal einen Interessenten oder Sammler zu finden, der dann bereit ist, den von uns festgelegten Preis zu zahlen.

Reaktion: Vielen Dank für das Interview